Grüner Weiler in Münster erhält als erstes Projekt Platin für gelebte Verkehrswende

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Der Grüne Weiler in Münster hat als erstes Projekt in Deutschland die höchste Auszeichnung des Berliner Good Mobility Council erhalten: die Platin-Vollzertifizierung. Bereits mit der Vorzertifizierung im Vorjahr hatte die Genossenschaft Standards gesetzt – nun bestätigt die Auswertung des tatsächlichen Mobilitätsverhaltens eindrucksvoll, dass nachhaltige Mobilität hier keine Vision, sondern gelebter Alltag ist. Auf dem Areal der ehemaligen Oxford-Kaserne wurde ein Verkehrskonzept realisiert, das überdurchschnittlich ambitionierte Zielvorgaben nicht nur erreicht, sondern übertrifft.

Christian Scheler, Geschäftsführer des Good Mobility Council, sieht im Grünen Weiler ein herausragendes Beispiel für moderne Quartiersentwicklung. Er betont, dass das Projekt zeige, wie autofreies Leben nicht nur möglich, sondern auch bereichernd sei – und dass es sogar die Mobilitätsstandards der Fahrradstadt Münster übertrifft.

Fahrrad statt Auto: Mobilitätsverhalten mit Vorbildcharakter

Die aktuelle Auswertung belegt, dass nur etwa 20 Prozent der Haushalte im Grünen Weiler noch ein eigenes Auto besitzen. Stattdessen nutzen die rund 260 Bewohnerinnen und Bewohner über 300 barrierefreie Fahrradstellplätze in einer eigens entwickelten Velo-Halle oder der Tiefgarage – auf lediglich 16 PKW-Stellplätze kommen so ein Vielfaches an Fahrradoptionen.

Zum innovativen Mobilitätskonzept gehören unter anderem:

  • Ein Sharing-Angebot mit bis zu 15 Lastenrädern

  • Eine gemeinschaftlich betriebene Fahrradwerkstatt

  • Ein Waschplatz mit Regenwassernutzung

  • Das eigene Mobilitätskonzept „Velo-Hallo“

  • 40 überdachte Stellplätze

Zahlen bestätigen Mobilitätswandel

Eine umfassende Haushaltsbefragung, an der 80 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner teilnahmen, liefert starke Zahlen: Über 80 Prozent der Wege in der Freizeit oder beim Einkauf werden mit dem Fahrrad zurückgelegt, zwei Drittel der Arbeitspendler steigen täglich aufs Rad. Diese Werte liegen sogar über dem Schnitt von Münster – und das, obwohl der Grüne Weiler am Stadtrand liegt.

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Gemeinschaft und Alltagserfahrungen als Schlüssel

Felix Austen vom Mobilitätsteam berichtet, dass einige Anwohner den Verzicht aufs Auto zunächst skeptisch sahen. Dank der Vielzahl an Alternativen sei die Umstellung jedoch für die meisten problemlos gelungen. Die Leih-Lastenräder seien stark nachgefragt und machten den Nutzenden richtig Freude. Während die vorhandenen Auto-Stellplätze ausreichten, gebe es inzwischen Bedarf an zusätzlichen Radabstellplätzen.

Auch Bewohnerin Claudia sieht in der Verkehrswende eine Chance zur Veränderung. Durch das breite Angebot im Quartier falle ihr der Abschied von alten Gewohnheiten leicht. Ihr Nachbar Björn ergänzt, dass der Alltag nahezu vollständig CO2-frei gestaltet werden könne – und für seltene Fahrten mit dem Auto stehe auch dafür eine Lösung bereit.

Neue Lebensqualität durch durchdachte Infrastruktur

Die Infrastruktur des Quartiers wurde gezielt für eine nachhaltige, inklusive Mobilität entwickelt. Die Velo-Halle mit barrierefreiem Zugang, automatischen Türen und Platz für Sonderräder wurde insbesondere für Familienbedürfnisse konzipiert. Ergänzt wird das Angebot durch E-Bike-Ladestationen, Zubehörschränke und eine Werkstatt. Darüber hinaus sorgen Co-Working-Spaces, eine Kantine, ein Café und Paketstationen im Quartier für kurze Wege und ein starkes Gemeinschaftsgefühl.

Ein Bewohner beschreibt seinen Alltag so: Das Heimkommen in den Grünen Weiler sei ein angenehmes Ritual – ganz ohne Parkplatzsuche, dafür mit durchdachter Technik und Komfort für Radfahrende.

Zukunft: ÖPNV-Anbindung verbessern

Dr. Ingo Kucz vom Good Mobility Council betont, dass der Grüne Weiler ein überzeugendes Beispiel dafür sei, wie sich gemeinschaftliches Handeln, gute Planung und Veränderungswille zu einem funktionierenden Konzept verbinden lassen. Die Umfrage habe allerdings auch gezeigt, dass sich viele Bewohnerinnen und Bewohner eine bessere Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr wünschen. Daraus ergibt sich laut Kucz eine klare Aufgabe für die Stadt Münster: Die Erfolgsgeschichte des Grünen Weilers könne mit einer optimierten ÖPNV-Anbindung weitergeschrieben werden.

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Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung von Good Mobility Council GmbH/ Veröffentlicht am 20.07.2025

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