Die Sozialpädagogin und systemische Familientherapeutin Tamara Plotz-Dehler, die das Projekt KidsTime leitet und koordiniert, erinnert sich noch gut an die ersten Workshops. Die Atmosphäre sei von Anfang an besonders gewesen, mit einer bemerkenswerten Offenheit und Begeisterung. Ihr ist das Wohl der teilnehmenden Familien sehr wichtig, da rund jedes vierte Kind in Deutschland einen Elternteil mit einer psychischen Erkrankung hat. Dies sei eine erschreckend hohe Zahl, und es sei entscheidend, diesen Kindern Möglichkeiten zu bieten, ihre Gefühle und Erlebnisse zu teilen und ihre innere Stärke zu fördern.
Das KidsTime-Projekt richtet sich an Familien, in denen ein Elternteil an psychischen Erkrankungen wie Angststörungen, Depressionen oder Schizophrenien leidet. Zusammen mit dem Frankfurter Gesundheitsamt wurde das Projekt vom Sozialwerk Main-Taunus ins Leben gerufen. Dr. Peter Tinnemann, der Leiter des Frankfurter Gesundheitsamts, erläuterte, dass Kinder von psychisch erkrankten Eltern oft vor unsichtbaren Herausforderungen stehen, wie Ängsten oder dem Versuch, Dinge zu verstehen, für die sie nicht verantwortlich sind. Diese Kinder werden jedoch oft übersehen. KidsTime bietet ihnen einen geschützten Raum, in dem sie ohne Angst und ohne Stigmatisierung über psychische Erkrankungen sprechen können, was für die Förderung ihrer psychischen Resilienz und für die Unterstützung der Familien von großer Bedeutung ist.
Das Projekt wurde ins Leben gerufen, weil Kinder von psychisch erkrankten Eltern ein höheres Risiko haben, selbst psychische Probleme zu entwickeln. Schätzungsweise gibt es in jeder Schulklasse zwei bis fünf Kinder, deren Elternteile von psychischen Erkrankungen betroffen sind. Kleine Interventionen wie die durch KidsTime angebotenen können helfen, diesen Risiken entgegenzuwirken.
Die Workshops von KidsTime beginnen mit einer lockeren Vorstellungsrunde, bei der alle Teilnehmer ihre Gefühle zum Ausdruck bringen können. Diese erste Phase dient dazu, das Eis zu brechen. Danach arbeiten die Kinder mit Fachkräften an Themen, die sie im Alltag beschäftigen, wobei sie kreativ und spielerisch ihre Gedanken und Gefühle ausdrücken. Gleichzeitig tauschen sich die Eltern über ihre eigenen Herausforderungen aus, begleitet von fachlicher Unterstützung, um gegenseitiges Verständnis und Unterstützung zu fördern.
Die Workshops sind vielfältig gestaltet. Die Kinder haben die Möglichkeit, zu malen oder zu schreiben, um zu verstehen, was zu Hause passiert, oder um ihre Gefühle zu artikulieren. Nach dieser kreativen Arbeit wird ein gemeinsames Spiel durchgeführt, das Teamarbeit und Zusammenhalt fördert. Während der Workshops werden immer wieder kurze Eindrücke der gemeinsamen Zeit mit einer Kamera festgehalten, die am Ende zu einem kleinen Film zusammengeschnitten werden, der den Eltern als Gesprächsanlass dient.
In den Workshops sind speziell geschulte Fachkräfte anwesend, die die Kinder begleiten und unterstützen. Seda Toprak, eine der Fachkräfte, erklärte, dass Kinder hier nicht nur kreative Ausdrucksmöglichkeiten finden, sondern auch stabile Ansprechpartner, was hilft, Gefühle der Isolation zu überwinden. Diese Fachkräfte fördern eine offene Kommunikation, da viele Kinder Schwierigkeiten haben, mit der psychischen Erkrankung eines Elternteils umzugehen und oft keine Worte finden, um darüber zu sprechen.
Ein zentrales Ziel des Projekts ist es, den Familien das Gefühl zu vermitteln, nicht alleine zu sein. Der Austausch zwischen Eltern in ähnlichen Situationen führt zu einem besseren Verständnis füreinander, und auch die Kinder profitieren davon, Gleichgesinnte zu treffen und gemeinsam zu arbeiten. Eine Mutter, die regelmäßig mit ihrer Tochter an den Workshops teilnimmt, berichtete, dass sie nun offener über ihre Situation sprechen und ihre Tochter viele Dinge besser verstehe. Auch ein Vater, der mit seiner Tochter und seiner Frau an den Workshops teilnimmt, fand das Angebot sehr wertvoll und empfahl es bereits anderen Betroffenen.
Das KidsTime-Team besteht aus acht Fachkräften, die Expertise in Sozialpädagogik, systemischer Beratung und Traumapädagogik vereinen. Alle Teammitglieder haben sich zudem in speziellen Methoden der Multifamilientherapie und Theaterpädagogik weitergebildet. Plotz-Dehler erklärte, dass das Team stolz darauf sei, eine sichere und einladende Atmosphäre zu schaffen, in der sich die Familien wohlfühlen.
Die Workshops finden einmal im Monat an zehn Terminen im Jahr statt. Jede Gruppe besteht aus maximal acht Familien, um eine persönliche Betreuung zu gewährleisten. Eine Teilnahme setzt eine Bereitschaft zur offenen Kommunikation voraus, weshalb Familien in einem Vorgespräch klären, ob KidsTime zu ihrer Situation passt.
KidsTime richtet sich an Familien, in denen Eltern von psychischen Erkrankungen wie Angststörungen, Depressionen oder Suchterkrankungen betroffen sind. Das breite Fachwissen des Teams ermöglicht eine passgenaue Unterstützung für die spezifischen Bedürfnisse der Familien.
Plotz-Dehler betonte, dass KidsTime nicht nur den Kindern hilft, sondern auch den Eltern neue Perspektiven eröffnet und sie dabei unterstützt, besser mit ihrer Situation umzugehen. Sie lud alle betroffenen Familien ein, das Angebot zu nutzen, da oft schon ein kleiner Schritt große Veränderungen bewirken könne.
Weitere Informationen zu KidsTime sind bei Tamara Plotz-Dehler, der Projektleiterin, erhältlich. Auch auf der Website des Sozialwerks Main-Taunus gibt es weiterführende Details.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung von Stadt Frankfurt/ Veröffentlicht am 26.02.2025