Auf die schwierige Situation in der kinderärztlichen Versorgung reagiert die Landeshauptstadt Stuttgart unter anderem mit einem neuen Förderprogramm. Dieses Programm zielt darauf ab, die Bedingungen für die Niederlassung von Kinderärzten zu verbessern, die Übernahme von Praxen zu unterstützen und Anstellungen, die häufig in Teilzeit erfolgen, finanziell zu fördern.
Für dieses Förderprogramm sind im aktuellen Doppelhaushalt insgesamt 260.000 Euro eingeplant. Das Gesundheitsamt wird sein neues Konzept am Montag, dem 21. Oktober 2024, dem Sozial- und Gesundheitsausschuss präsentieren. Im Anschluss daran plant das Gesundheitsamt, weitere Informationen zur Verfügung zu stellen.
Es ist evident, dass ein Förderprogramm nur dann effektiv sein kann, wenn genügend Kinderärzte vorhanden sind, die sich darauf bewerben. Dr. Özgür Dogan, Mitglied des Obleute-Teams der Stuttgarter Kinderärzte, äußert, dass die Stuttgarter Initiativen zwar begrüßt werden, jedoch auch der fortschreitende Fachkräftemangel in der Pädiatrie kritisch zu betrachten sei. Dies führe dazu, dass Kinder- und Jugendmediziner unter erheblichem Druck stünden. In Stuttgart hätten seit 2022 vier niedergelassene Kollegen ihre Praxen aufgegeben, wodurch die verbleibenden Praxen, die ohnehin an ihrer Kapazitätsgrenze arbeiten, zunehmend überlastet werden. Viele Eltern müssten daher regelmäßig abgewiesen werden. Dr. Dogan betont, dass jetzt Handlungsbedarf bestehe.
Die Gesundheitsplanerin am Gesundheitsamt, Christina Cyppel, weist darauf hin, dass gegenwärtig 34 Prozent der in der ambulanten Versorgung tätigen Kinderärzte 60 Jahre oder älter sind. Da die Facharztweiterbildung mindestens fünf Jahre in Anspruch nehme, sei es dringend erforderlich, eine vorausschauende Planung zu entwickeln, die sich am absehbaren Bedarf orientiere.
Professor Stefan Ehehalt, der Leiter des Gesundheitsamtes, erklärt, dass der Mangel an Kinderärzten kein unlösbares Problem sei. Im Gegenteil, Stuttgart verfüge mit dem Olgahospital des Klinikums Stuttgart über die größte Kinderklinik Deutschlands. Er sieht einen der Schritte darin, die Zahl der Studienplätze in der Stadt zu erhöhen, während ein weiterer Schritt in der Bereitstellung zusätzlicher Weiterbildungsstellen für angehende Kinderärzte nach dem Medizinstudium liege. Es gebe viele talentierte Menschen, die Medizin studieren wollten, und eine große Anzahl, die sich für die Fachrichtung Kinderheilkunde interessiere. Dennoch stehe dem eine unzureichende Anzahl an Studienplätzen und Weiterbildungsstellen gegenüber. Angesichts des gravierenden Versorgungsproblems sei es nicht mehr hinnehmbar, dass der Zugang zu den Fachärzten der Kinder- und Jugendmedizin nicht in dem erforderlichen Umfang gewährleistet werde.
Dr. Alexandra Sußmann, Bürgermeisterin für Soziales, Gesundheit und gesellschaftliche Integration, betont, dass die Lösung offensichtlich sei: Kinderkliniken und niedergelassene Kinderärzte müssten in die Lage versetzt werden, umgehend ausreichend Kinder- und Jugendärzte auszubilden. Dazu sei es notwendig, die Finanzierung einer ausreichenden Anzahl an Weiterbildungsstellen schnellstmöglich zu sichern. Sie sieht die Initiative des Landes zur Stärkung der ambulanten Pädiatrie durch die Finanzierung der Weiterbildungsförderung als einen richtigen Schritt.
**Hintergrundinformationen:**
Das Gesundheitsamt Stuttgart bündelt seit zwei Jahren seine Anstrengungen, um die unzureichende ambulante Versorgung zu verbessern. Dabei werden ärztliche Bedarfe in der Stadtplanung berücksichtigt. Die städtische Wirtschaftsförderung bietet interessierten Ärzten zudem eine Anlaufstelle, um in der Verwaltung Ansprechpartner zu finden. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Verbesserung der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung sowie der gezielten Steuerung von Patienten. Mit der Gründung des Runden Tischs im Jahr 2022 wurden zahlreiche weitere kommunale Maßnahmen beschlossen und in der Folge umgesetzt.
Das Land unterstützt die ambulante Kinder- und Jugendmedizin durch die Finanzierung von bis zu zehn Vollzeit-Weiterbildungsstellen. Diese Maßnahme ist das Ergebnis eines Fachsymposiums zur Kinder- und Jugendgesundheit, das am 25. Juli 2023 vom Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration veranstaltet wurde. Die aktuelle rechtliche Regelung sieht eine Kontingentierung der geförderten Weiterbildungsstellen vor. Unter dem Vorsitz von Baden-Württemberg wurde am 25. September 2023 in der Gesundheitsministerkonferenz beschlossen, den Bereich der kinder- und jugendärztlichen Facharztweiterbildung von diesem Kontingent auszunehmen und dem Bund den entsprechenden Auftrag für die erforderliche Gesetzesänderung zu erteilen.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung von Stadt Stuttgart/ Veröffentlicht am 27.09.2024