Krähenplage in Mainz: Stadt fordert politische Unterstützung

Datum:

Krähenpopulation in Mainz: Stadt sieht Handlungsbedarf – Ordnungsdezernentin richtet Appell an Landes- und Bundespolitik

In den letzten Jahren ist die Zahl der Saatkrähen (Corvus frugilegus) und Rabenkrähen (Corvus corone) sowohl im Mainzer Stadtgebiet als auch im angrenzenden, landwirtschaftlich geprägten Umland spürbar gestiegen. Diese Entwicklung hat nicht nur zu einem wachsenden Unmut in der Bevölkerung geführt, sondern insbesondere in der Landwirtschaft für erhebliche Ernteschäden und wirtschaftliche Einbußen gesorgt.

Die Stadt Mainz nimmt die Anliegen der betroffenen Bürgerinnen und Bürger sowie der regionalen Landwirte sehr ernst. Nach Angaben der Stadtverwaltung besteht insbesondere mit der Landwirtschaft ein kontinuierlicher Austausch, um praktikable Lösungsansätze zu erarbeiten.

Die Krähenarten, bekannt für ihre hohe Intelligenz und Anpassungsfähigkeit, haben sich vor allem im städtischen Raum angesiedelt und entwickeln sich zunehmend zur Belastung. In öffentlichen Grünflächen und auf Spielplätzen kommt es vermehrt zu Ansammlungen. Neben Beeinträchtigungen durch Lärm, Kot und beschädigte Müllbehälter sind es vor allem die landwirtschaftlichen Schäden, die Sorgen bereiten.

Ordnungsdezernentin Manuela Matz betont, die Stadt beobachte die Entwicklung seit längerer Zeit mit wachsender Besorgnis. Sie äußerte Verständnis für die Unzufriedenheit der Bevölkerung sowie die Frustration der Landwirt:innen, die sich durch die Verluste in ihrer Existenz bedroht sehen. Aus Sicht der Dezernentin sei die Landwirtschaft nicht nur für die Versorgung der Region mit frischen, saisonalen Produkten wie Kirschen, Erdbeeren oder Aprikosen unerlässlich. Sie trage darüber hinaus wesentlich zur Pflege der Kulturlandschaft, zur Sicherung von Arbeitsplätzen, zur Biodiversität und zur regionalen Wertschöpfung bei.

Matz unterstrich, dass der Artenschutz selbstverständlich respektiert werden müsse. Dennoch sei es aus ihrer Sicht notwendig, dort einzugreifen, wo eine Überpopulation entstehe und keine Gefährdung der betreffenden Art mehr gegeben sei. In einem solchen Fall müsse es rechtlich möglich sein, gezielte Maßnahmen wie Vergrämung oder auch Bejagung anzuwenden.

Empfehlenswert:  Originelle Idee: Tauschbox für Blumensamen

Sie verwies darauf, dass es bereits mehrere politische Anläufe gegeben habe, um hier gesetzliche Spielräume zu schaffen, bisher jedoch ohne Erfolg. Aus diesem Grund habe sie sich schriftlich an den neuen Bundeslandwirtschaftsminister sowie die Fraktionsspitzen der Regierungsparteien gewandt. Ihr Anliegen sei es, eine erneute Initiative in der aktuellen Legislaturperiode anzustoßen, um wirksame Unterstützung für die Landwirtschaft auf den Weg zu bringen.

Landwirt Sven Schmitt aus dem Stadtteil Finthen schilderte die Situation aus Sicht der Betroffenen. Nach seinen Angaben seien die Schäden durch Krähen in den vergangenen Jahren stark angestiegen. Besonders deutlich werde dies zurzeit bei der Kirschernte, die in Teilen erheblich beeinträchtigt werde. Einige Betriebe stünden aufgrund der Ausfälle wirtschaftlich unter Druck. Zwar sei der Schutz gefährdeter Tierarten wichtig, er dürfe jedoch nicht dazu führen, dass regionale Landwirtschaftsbetriebe in ihrer Existenz gefährdet würden oder die Versorgung mit heimischen Lebensmitteln ins Wanken gerate.

Bereits seit einiger Zeit existiert in Rheinland-Pfalz ein Handlungsleitfaden zum Umgang mit Saatkrähen. Dieser empfiehlt vorrangig präventive und verhaltenslenkende Maßnahmen. Dazu zählen beispielsweise optische und akustische Abschreckungen wie Flatterbänder, Attrappen von Greifvögeln oder Schussgeräte. Auch Eingriffe in das Lebensumfeld, etwa durch Rückschnitt von Brutbäumen oder gezielte Pflege von Nistplätzen, sollen helfen, die Population zu steuern. Darüber hinaus wird empfohlen, potenzielle Nahrungsquellen – etwa durch gesicherte Müllentsorgung – zu reduzieren.

In sensiblen Bereichen wie Spielplätzen oder Parks können unter bestimmten Bedingungen Vergrämungsmaßnahmen genehmigt werden. Ebenso sind Eingriffe in Brutkolonien möglich, sofern artenschutzrechtliche Ausnahmen erteilt werden. Eine gezielte Entnahme einzelner Tiere ist nach Antragstellung möglich, jedoch nicht in Schutzgebieten. Zuständig für solche Verfahren ist die Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd.

Empfehlenswert:  Feuerwehr Mainz macht 51. Silverster-Abschwimmen

Die Bejagung von Rabenkrähen ist außerhalb der Schonzeit vom 1. August bis zum 20. Februar durch Jagdberechtigte erlaubt. In besonderen Fällen kann die untere Jagdbehörde auch während der Schonzeit eine Reduktion des Bestands anordnen. Aktuell seien Jäger dazu verpflichtet, pro Jahr bis zu 150 Tiere zu erlegen. Aus Sicht der Ordnungsdezernentin wäre es sinnvoll, auch die Saatkrähe als jagdbare Wildart einzustufen. Dies würde weitere Handlungsmöglichkeiten eröffnen.

Ein weiterer diskutierter Ansatz ist der Einsatz von Greifvögeln wie Falken zur kurzfristigen Vergrämung. Berthold Geis, Vorsitzender des hessischen Landesverbandes des Ordens deutscher Falkoniere, bezeichnete diese Methode als naturnahe Ergänzung zu anderen Maßnahmen. Krähen seien jedoch sehr lernfähig, weshalb ein nachhaltiger Effekt nur im Zusammenspiel verschiedener Strategien zu erwarten sei.

Zum Abschluss richtete Manuela Matz einen klaren Appell an die politischen Entscheidungsträger auf Landes- und Bundesebene. Es sei wichtig, die Belange der Bevölkerung und der regionalen Landwirtschaft ernst zu nehmen und praktikable Lösungen zu ermöglichen, die sowohl dem Artenschutz als auch den Bedürfnissen der Menschen gerecht würden. Ein ausgewogenes Miteinander könne nur durch gezielte Steuerung der Krähenpopulation erreicht werden.

Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung von Stadt Mainz/ Veröffentlicht am 24.06.2025

beliebt

könnte auch interessant sein
ähnliche

Bochum wird gesünder – mit deiner Stimme!

Wie lässt sich die Stadt Bochum gesünder für alle...

Mit Fachwissen und Zeit: Hilfe für psychisch erkrankte Wohnungslose in Frankfurt

Beziehungsarbeit mit Zeit und Fachwissen: Wie zwei Fachkräfte psychisch...

Telli startet: KI-gestütztes Lernen an Bremens Schulen

Künstliche Intelligenz (KI) ist inzwischen fester Bestandteil des Alltags...

Ein sicherer Ort für Mädchen in Not

39 Mädchen* suchten im Jahr 2024 Schutz bei INTAKT,...