Eltern von Kindern mit speziellem Inklusionsbedarf haben oft Schwierigkeiten, passende Kita-Plätze zu finden, was auch in Kiel zu längeren Wartelisten geführt hat. Doch seit diesem Kindergartenjahr haben alle betroffenen Kinder – wie frühkindlicher Autismus, globale Entwicklungsstörungen oder Epilepsie – dank eines Pilotprojekts der Stadt Kiel in Zusammenarbeit mit Kita-Trägern geeignete Kita-Plätze. Dieses Projekt soll zum Kindergartenjahr 2024/2025 weiter ausgebaut werden.
Renate Treutel, Bürgermeisterin und Bildungsdezernentin von Kiel, erklärt: „Unser Ziel ist es, für alle Kinder einen Platz in einer Kita oder Tagespflege anzubieten. Wir haben schon eine gute Betreuungsquote, aber es fehlen noch Plätze. Besonders herausfordernd ist es, Kindern mit speziellem Betreuungsbedarf gerecht zu werden. Aber dafür haben wir einen erfolgreichen Weg gefunden.“
Manche Kinder benötigen eine heilpädagogische Förderung und zusätzliche Assistenz, um die Tagesbetreuung wahrnehmen zu können. Ihre Familien suchen oft lange nach geeigneten Betreuungsmöglichkeiten. Diese Kinder benötigen in der Kita eine auf sie abgestimmte Begleitung. Jedes Kind ist einzigartig: Sie haben unterschiedliche Lebensgeschichten und ihre Beeinträchtigungen zeigen sich vielfältig.
Marion Muerköster, Leiterin des Kieler Jugendamtes, betont: „Alle in der Tagesbetreuung sind engagiert. In den Kitas werden bereits rund 250 Kinder mit Förderbedarf betreut. Aber durch Corona, Krankheiten und Fachkräftemangel sind die Kitas stark belastet. Es braucht besondere Bedingungen für die Betreuung von Kindern mit hohem Bedarf.“
Das Jugendamt und die Eingliederungshilfe für Kinder und Jugendliche haben die Voraussetzungen geschaffen, um diesen Kindern zeitnah einen Platz anzubieten. In Zusammenarbeit mit sechs Kita-Trägern konnten zum Kindergartenjahr 2023/2024 insgesamt 16 Plätze in 16 Gruppen geschaffen werden.
Wenn Kinder mit Inklusionsbedarf in Kitagruppen aufgenommen werden, muss die Gruppengröße reduziert werden. Oft ist dies schwierig, wenn die Gruppen bereits zu Beginn des Kindergartenjahres voll sind. Im Laufe des Jahres können Kinder mit Inklusionsbedarf nur aufgenommen werden, wenn andere die Gruppe verlassen haben.
Im Pilotprojekt starten die 16 beteiligten Kita-Gruppen von Anfang an mit einer kleineren Anzahl von Kindern. Diese „Freihalteplätze“ werden finanziert. Es wird geprüft, welches Kind in welcher Gruppe am besten betreut werden kann.
Bei einigen Diagnosen fällt es Kindern schwer, längere Zeit in der Kita zu sein. Die Betreuung und Verträge werden an die Situation der Kinder angepasst.
Die Kinder erhalten Unterstützung durch heilpädagogische Fachkräfte und Teilhabeassistenz. Aufwändige Einzelfallprüfungen entfallen, da die Bedürfnisse der Kinder bekannt sind. Die Kitas bekommen zusätzliches Budget für spezielle Anschaffungen.
Das Pilotprojekt war im ersten Jahr ein Erfolg. Allen Kindern mit besonderen Bedürfnissen wurde ein Platz angeboten. Die Kinder können nun gemeinsam mit anderen lernen, die Eltern haben eine zuverlässige Betreuung und die Kitas sind zufrieden, freut sich Bildungsdezernentin Treutel.
„Auch andere Kita-Gruppen und Träger haben sich für das kommende Kindergartenjahr für das Projekt angemeldet, sodass alle Kinder mit besonderen Bedürfnissen einen passenden Platz erhalten können. Ich danke den Kitas, die trotz aller Herausforderungen mitmachen“, sagt Amtsleiterin Muerköster.
Es gibt jedoch noch viel zu tun, um den Besuch einer Kita oder Tagespflege für Kinder mit Inklusionsbedarf zur Norm zu machen. Die Landesregierung hat das Thema Inklusion zunächst nicht umfassend behandelt, jedoch wurden Mittel für ein Kompetenzteam Inklusion bereitgestellt.
Das Kieler Kompetenzteam besteht aus acht Fachkräften und unterstützt Kindertageseinrichtungen und Tagespflegestellen dabei, inklusiver zu werden. Die Einrichtungen erhalten Beratung und Unterstützung vor Ort. Der Bedarf in den Kitas ist groß, daher werden in den kommenden Monaten Möglichkeiten ausgelotet.
Der Fachkräftemangel muss ebenfalls angegangen werden, denn für die Betreuung von Kindern mit speziellem Inklusionsbedarf werden mehr Fachkräfte benötigt. Die Stadt finanziert praxisintegrierte Ausbildungen, aber das allein reicht nicht aus.
Das Jugendamt hat kürzlich auf einem Fachtag das Thema Inklusion für Mitarbeiter:innen von Kitas, Fachberatungen, Trägervertreter:innen und Politiker:innen in den Fokus gerückt, um gemeinsam eine Strategie zu entwickeln.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung von Stadt Kiel / Veröffentlicht am 15.12.2023