Weitere Luchse ausgewildert und unerwarteter Nachwuchs

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Im Rahmen des Artenschutzprojekts „Luchs Thüringen – Europas Luchse vernetzen“ wurden heute zwei weitere Luchse erfolgreich im mittleren Thüringer Wald freigelassen. Die jungen Luchse, Vreni und Kilian, setzen die Bemühungen fort, die im Mai 2024 begonnen wurden, als Frieda und Viorel bereits in dieser Region ausgesetzt wurden. Zusätzlich wurde kürzlich im südlichen Thüringer Wald durch eine Wildkamera eine Luchsin mit Jungtieren dokumentiert. Dieser unerwartete Nachwuchs stellt die erste bestätigte Luchsreproduktion in der Region seit über 150 Jahren dar und stellt eine erfreuliche Wendung für das gesamte Projektteam dar. Zusammen mit den neu ausgewilderten Luchsen legen diese Tiere den Grundstein für eine langfristig stabile Luchspopulation im Thüringer Wald.

Der Thüringer Umweltminister Bernhard Stengele, heute vertreten durch Umweltstaatssekretär Dr. Burkhard Vogel, äußerte sich zur Fortschritt des Projekts. Er betonte, dass der Fortschritt sowohl in der weiteren Auswilderung als auch in der Geburt des ersten Luchsnachwuchses im Thüringer Wald positiv zu bewerten sei. Er hob hervor, dass das gemeinsame Ziel, eine gut vernetzte Luchspopulation in Deutschland und Mitteleuropa zu erreichen, mit jedem Schritt näherkomme.

Die Luchse Vreni und Kilian, geboren im Frühjahr 2023 im Schweizer Tierpark Langenberg beziehungsweise im Zoo Nürnberg, stammen aus einem Erhaltungszuchtprogramm des Karpatenluchses, das von der European Association for Zoos and Aquaria (EAZA) durchgeführt wird. Die beiden Tiere verbrachten ihre frühe Zeit in großen, naturnahen Gehegen und wurden im April 2024 im BUND-Wildkatzendorf Hütscheroda vorbereitet. Dort lebten sie zunächst in einem speziell für die Auswilderung vorgesehenen Gehege und wurden auf ein Leben in freier Wildbahn vorbereitet. Dr. Max Boxleitner, Luchsexperte des WWF Deutschland, erläuterte, dass die Luchse von Anfang an eine deutliche Scheu gegenüber Menschen zeigten. Nach einer positiven Bewertung durch ein Expertengremium wurden die Tiere Anfang August mit GPS-Halsbandsendern ausgestattet und in den Thüringer Wald überführt. Diese Sender dienen zur Überwachung ihres Raumnutzungsverhaltens in der freien Wildbahn.

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Die im Mai 2024 ausgesetzten Luchse Frieda und Viorel haben sich gut in ihrer neuen Umgebung eingelebt. Die GPS-Daten zeigen, dass Frieda vor allem in der Nähe von Oberhof unterwegs ist, während Viorel bereits größere Streifzüge unternommen hat, die ihn bis in den Frankenwald führten. Dr. Markus Port, Naturschutzbiologe beim BUND Thüringen und der Universität Göttingen, berichtete, dass beide Luchse sich als geschickte Jäger erwiesen haben und dass die GPS-Daten bereits mehrfach zur Ortung von Beutetieren verwendet werden konnten.

Es wird vermutet, dass Viorel im südlichen Thüringer Wald bereits Kontakt zu anderen Luchsen hatte. Dr. Port ergänzte, dass die Fotofallen, die seit Herbst 2023 in Südthüringen installiert wurden, Hinweise auf mindestens drei verschiedene Luchse im Grenzgebiet zu Bayern liefern. Die Aufnahme der Luchsin mit Jungtieren, die Mitte August dem Forstamt Schönbrunn übermittelt wurde, zeigt, dass die Wälder in der Region einen ausgezeichneten Lebensraum für den Luchs bieten. Jürgen Boddenberg, Leiter des Sachgebietes Waldnaturschutz bei ThüringenForst, äußerte sich erfreut über die Luchsreproduktion und betonte, dass das Projekt den geeigneten Zeitpunkt für die Unterstützung der Luchspopulation in der Region darstellt. Die Herkunft der Luchsin ist derzeit noch unklar, vermutlich ist sie über den Frankenwald in den Thüringer Wald eingewandert. Zwei verwaiste Jungluchse, die zwischen 2016 und 2018 aus dem Bayerischen Wald in den nordbayerischen Steinwald umgesiedelt wurden, haben sich dort ebenfalls erfolgreich fortgepflanzt.

Das Projekt „Luchs Thüringen – Europas Luchse vernetzen“ läuft bis Ende August 2027 und wird im Rahmen des Programms „Förderung von Vorhaben zur Entwicklung von Natur und Landschaft“ (ENL) des Thüringer Ministeriums für Umwelt, Energie und Naturschutz (TMUEN) durchgeführt. Es wird von BUND Thüringen und dem BUND Bundesverband, dem WWF Deutschland, dem Wildkatzendorf Hütscheroda, ThüringenForst, dem Landesjagdverband Thüringen, dem UNESCO-Biosphärenreservat Thüringer Wald, dem Naturpark Thüringer Wald, der Georg-August-Universität Göttingen sowie den rumänischen Projektpartnern ACDB und Romsilva unterstützt. Das Projekt ist Teil des europäischen Luchsexperten-Netzwerks Linking Lynx, das sich dem Schutz und der Vernetzung der Luchspopulationen Mitteleuropas widmet. Die Unterstützung des Umweltministeriums beläuft sich auf rund 2,9 Millionen Euro bis 2027, wovon ein Fünftel aus dem Thüringer Landeshaushalt stammt und der Rest durch ENL-Mittel der EU kofinanziert wird.

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